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Wir müssen Landwirtschaft, Tourismus
und Wohnen auch in Zukunft in Piesendorf vereinen

Im Rahmen der Sendung „Am Schauplatz – Betongold der Alpen“, die am 19.11.2020 auf ORF 2 ausgestrahlt wurde, hat sich auch uns vom Verein „Zukunft Piesendorf“ die Frage gestellt, wie wir und die Gemeinde Piesendorf zum Thema Luxus-Chalets und Zweitwohnsitze stehen und wie die Entwicklung diesbezüglich aussehen wird. Vereinsmitglied Christian Erler – Baumeister und Bauausschussobmann der Gemeinde Piesendorf – hat hierfür einige Fragen beantwortet und gleichzeitig seine Expertise und Ideen für eine erfolgreiche Entwicklung für Piesendorf geteilt:

Wie steht die Gemeinde Piesendorf zum Thema Luxus-Chalets / Apartmenthäuser?

Das Thema Luxus-Chalets und versteckte Zweitwohnsitze hat in Teilen unserer Region in letzter Zeit massiv überhandgenommen. Enorme Investitionen werden in Chalet- und Apartmenthauskomplexe getätigt, diese dann einzeln an vorwiegend ausländische Investoren mit vielversprechender Rendite verkauft, um dann für touristische Nutzung vermietet oder als Zweitwohnsitz genutzt zu werden. Das Ergebnis ist, dass der Wohnraum den Großteil des Jahres leer steht, keine langfristige Wertschöpfung entsteht und Grundstücks- und Wohnungspreise in die Höhe getrieben werden. Das soll so in Piesendorf nicht passieren. Die Gemeindevertretung bekennt sich daher strikt gegen solche Projekte und vergibt deshalb auch keine Apartmenthauskennzeichnungen!

Wie kann man in Piesendorf solche Investitionen verhindern?

Erstens hat sich die Gemeindevertretung einheitlich dazu entschlossen, keine Zweitwohnsitzwidmungen und Apartmenthauskennzeichnungen mehr zu vergeben. Anleger von solchen Projekten können und wollen dies in der Regel nur dann durchführen, wenn ein Zweitwohnsitz damit genehmigt wird. Daher ist hier schon mal eine gute Basis in Piesendorf gelegt, um gegen diesen „Ausverkauf der Heimat“ zu wirken.
Zweitens wird auch von der Aufsichtsbehörde (Landesregierung Salzburg) dieses Thema sehr kritisch gesehen und das ROG* wurde auch dahingehend angepasst, um Gemeinden hierbei auch rechtlich zu bestärken gegen solche Vorhaben zu arbeiten. Die Widmungen beziehungsweise Umwidmungen müssen bei den Gemeinden bleiben, aber das Raumordnungsgesetz muss seitens des Landes klar definiert werden.

Wie soll die touristische Entwicklung in Piesendorf dann aussehen?

Der Tourismus spielt eine zentrale Rolle in unserer Region. Ohne Tourismus werden wir hier nicht bestehen. Es gehört aber an guten Zukunftskonzepten gearbeitet. Das Problem an Chalets und Zweitwohnsitzen ist, dass sie wenig bis gar nichts zur langfristigen Wertschöpfungskette beitragen.
Was uns meiner Meinung nach touristisch in Piesendorf fehlt, ist ein hochwertiger ganzjährig betriebener 4*S/5* Hotelbetrieb mit Restaurant, um fein essen zu gehen, Hochzeiten, Bälle und Feiern zu veranstalten und welcher auch regionale Produkte von örtlichen Produzenten und Landwirten bezieht und Arbeitsplätze schafft. Damit kann qualitativer und hochwertiger Tourismus in Piesendorf noch besser angeboten werden. Der ländliche Charakter unserer Gemeinde muss aber erhalten bleiben, denn dieser wird uns auch zukünftig einzigartig machen.

Wohnen ist und bleibt ein zentrales Thema – wie kann Tourismus & leistbares Wohnen nebeneinander funktionieren?

Es müssen in Zukunft wohl neue und mutigere Wege bei der Errichtung von Wohnraum gegangen werden. Die Gemeinde könnte zum Beispiel mit einem Partner (z.B. Land-Invest) direkt als Bauträger auftreten, was die Kosten für die Errichtung reduziert und somit direkt an Käufer oder Mieter weitergegeben werden kann. Es gibt hier bereits einige Gemeinden, die dieses Modell praktizieren.
Mit dem REK** haben wir jetzt eine große Aufgabe aber auch eine Chance, um die bauliche Ortsentwicklung in Piesendorf zukünftig zu planen. Die Flächen, welche für Umwidmungen in Bauland vorgesehen sind, werden im Zuge dieses Konzepts für die nächsten 25 Jahre bestimmt und fixiert und können nachträglich für den Zeitraum nicht beziehungsweise kaum mehr verändert oder nachgereicht werden. Als Gemeinde müssen wir das REK nützen, um hier auch leistbares Bauland bzw. leistbaren Wohnraum in Piesendorf langfristig zu sichern.
Einen großen Einfluss auf unser Zukunftsmodell hat zusätzlich auch die geplante Skigebietsanbindung an die Schmittenhöhe mit dem Projekt „Hochsonnberg“. Dieses befindet sich derzeit in Verhandlung, es gilt aber, einen positiven Bescheid ins REK miteinzuplanen. Darum fordern wir eine genaue Aufklärung und Informationen bezüglich des Projektstatus seitens der Schmittenhöhebahn AG zum geplanten Gesamtprojekt, um im Falle eines positiven Genehmigungsbescheides gut vorbereitet zu sein.

Wir sind in Piesendorf gut aufgestellt, um eine Entwicklung zu schaffen, die positiv für unsere Gemeinde ist und ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit den Grundeigentümern einen guten Plan im REK erarbeiten werden, um Landwirtschaft, Tourismus und Wohnen auch in Zukunft in Piesendorf vereinbaren zu können.

 

*ROG – Raumordnungsgesetz
**REK – Räumliches Entwicklungskonzept